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Redselige Dialektrapper
Mundart-Rap
Die Limmat-HipHopper Primitive Lyrics legen ihre zweite CD "Plag" vor – und treten damit gegen die Berner Szene an.
Der Bund 2.5.1997
ric. Ganz unbescheiden bezeichnen sich Primitive Lyrics als erste Mundart-HipHop-Combo und vermerken in ihrer Biographie schelmisch: "Seit ein paar Monaten wird sogar in Bern gerappt." Nun, einzigartig ist das Zürcher Rap-Septett auf jeden Fall, und dies nicht nur des für Mundart-Rap ungewohnten und in seinem Tempo oft nur schwer verständlichen Dialektes wegen.

Primitive LyricsOhne überflüssige Anlehnung an amerikanische Vorbilder huldigt die Truppe seit ihrer ersten Maxisingle vor vier Jahren einem schnörkellosen HipHop-Stil, der nicht nur auf DJs setzt, sondern mit Gitarre, Baß, Schlagzeug und Saxophon unterlegt wird.

Oft wirken Primitive Lyrics allerdings wie verbissene Puristen – ihr Rap klang äußerst kompakt und liess wenig Platz für Selbstironie. Für den Nachfolger zum 1994 erschienenen Debütalbum "Halbinüni Chlorzicht" hat sich die Limmatposse nun einige Zeit gelassen: Sie wären heute noch daran, hätten sie nicht ein Releasedatum festgelegt, bekennen die sieben Musiker freimütig in den Presseinformationen.

Lohnendes Warten

Das Warten hat sich gelohnt: "Plag", wie der auf Tudor veröffentlichte Zweitling getauft wurde, ist ein echter Schritt vorwärts. Die dreizehn Lieder – dazu kommen noch zwei Instrumentals- sind vollgepackt mit Reimen, vermehrt eingesetzte Samples sorgen auch musikalisch für frischen Wind. Leider werden die neuen Ansätze nicht gleichmäßig auf das Album verteilt – auf die Dauer wirken schließlich monoton und die Reime wie ein Pflichtprogramm. Gelungene Momente sind hingegen etwa das beklemmende "Luur" oder der ironisch auf Radiotauglichkeit getrimmte Antihit "Estate Novantasette" mit der hübschen Zeile "Vergiss hüt ‚Scubidu‘ vo dä Cypress Hill/Ich bruch‚U La La La‘ vo dä schöne wunderschöne Lauren Hill".

Dem Rechtsradikalismus treten die frechen Texter gleich mehrmals entgegen, die Zürcher beschäftigen sich aber auch mit banalen Alltagsthemen wie der offenbar fürchterlichen Dateshow im Lokalfernsehen. Wirkt das Septett im Vergleich zu Rap-Formationen aus anderen Gegenden der Deutschschweiz gelegentlich erwachsen und abgebrüht, geben gewisse Texte deutlich Gegensteuer. In "Chorus zum Vorus" heisst es beispielsweise: "Mini Stimm tönt so geil/s’Mikrophon hät en Ständer", und in einer unzweideutig "Einhändig" betitelten Nummer lassen sich die Texter beim Masturbieren über die Schulter blicken. "Plötzlich ui das H&M Plakat macht mi grad chume nüme devo weg/Silikon oder Wonderbra? Kei Ahnig gha(...)/Ich gange hei und zwar eleige/füüf gäge eine/Weisch wieni meine?"

 

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