Neue Zürcher Zeitung

Samstag/Sonntag 19./20. April 1997
Züri Gschnurr

Neue CD von zwei Zürcher Bands

hor. In Zürich wird je länger je lieber viel und gern gerappt. Allerdings auf recht verschiedene Weise, wie der Erstling von Subzonic und der jüngste Streich der Szenen-Pioniere Primitive Lyrics zeigen. Die Ursprünge von Subzonic gehen auf das Jahr 1992 zurück, doch was damals mit einer Mischung aus Rock und Rap als Crossover-Band begann, hat sich mittlerweile zu einem achtköpfigen Soundkollektiv gewandelt, das sich keine stilistischen Grenzen setzen will. Vor allem die heutige Computertechnik habe der Band neue Horizonte geöffnet, meint der musikalische Mastermind Rolf Camenzind. Heute schwebe ihm eine Soundmischung von Trends wie etwa Trance mit anderen Stilen wie Hip-Hop oder Metal vor. Wie das Album, das diese Woche erscheint, zeigt, ist daraus ein kunterbunter Stilmix geworden: Sphärische Klangbilder prallen unvermittelt auf harte Metal-Einlagen, der soulige Gesang von Myrto Joannidis trifft auf Crossover, und geradlinige Raps mischen sich mit Psychedelik Grooves. Dass das auch noch in verschiedenen Sprachen geschieht, überrascht keineswegs angesichts der schweizerischen, spanischen und griechischen Herkunft der Mitglieder. Der Band gelingt es jedoch nicht, die einzelnen Zutaten zu vermischen. Das Album klingt mehr nach Trennkost als nach einem Eintopfgericht. Aber das mag ja Geschmacksache sein.

Neue technische Möglichkeiten zu nutzen hat sich auch Primitive Lyrics für ihr neues Album "Plag" vorgenommen. Anstatt wie bisher ähnlich einer Live-Rockband die Songs einfach direkt einzuspielen, habe sie diesmal länger und ausführlicher am Sound und an den Arrangements gearbeitet, erklärt die Band zur Entstehung von "Plag". Eine neue Herausforderung sei es nun, die Songs für die Konzerte zu arrangieren. Der grössere Aufwand im Studio hat sich jedenfalls gelohnt. Die amüsant selbstironische und lausbübische Schnoddrigkeit ging bis anhin manchmal in einer gewissen musikalischen Schluddrigkeit unter. Mit basslastigen, geradlinigen Hip-Hop-Grooves, welche die meisten Songs auf "Plag" prägen, hat das 1991 gegründete Septett einen idealen musikalischen Boden für seine frisch-frechen Raps geschaffen - "Züri-Schnurre" im besten Sinn des Wortes.